Interview mit Till Wald, Geschäftsführer der Enter Art Foundation, im Atelier von Silke Bartsch.

Silke Bartsch ist 1963 in Osnabrück geboren. Sie hat in Hannover mit dem Studium der Architektur begonnen und ist dann zur Visuellen Kommunikation mit Schwerpunkt Malerei an die Fachhochschule Düsseldorf gewechselt, wo sie mit dem Diplom abgeschlossen hat. Nach einem weiteren Jahr Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf hat sie am Institut für Kunst im Kontext an der UdK in Berlin studiert. Sie unterrichtet seit 2010 an den Lazarus Schulen und ist Mitglied im Verein Berliner Künstler. Silke Bartsch hat zahlreiche Einzel-und Gruppenausstellungen deutschlandweit bestritten. Sie lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin.

Wie würden Sie Ihre künstlerische Arbeit beschreiben?

Ich bin Malerin mit Leidenschaft. Ich arbeitete klassisch mit Acryl und Öl auf großformatigen Leinwänden, zu meinen Techniken gehören jedoch auch das experimentelle Drucken, Polieren, Kleben und Kratzen. Für meine Drucke und Collagen verwende ich gerne Fundmaterialien und Materialien aus dem Baumarkt wie Tapete, Linoleum, Capaplex, PVC und Folien. Restschnitte nutze ich als Druckplatten und Schablonen . Hinzu kommen Installationen, in denen Wandbilder in den Raum übergehen oder mit Objekten erweitert werden.

Gibt es so etwas wie eine Kategorisierung für Ihre Malerei?

Meine Bilder sind utopische Architekturen; es sind Orte und Nicht-Orte zugleich. Sie sind im Grenzbereich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion angesiedelt. Ich arbeite in Serien, wobei jede Serie in einer ganz eigenen Technik, Farbigkeit und Größe erscheint. Die Auseinandersetzung mit Raum und Gestalt führt zu irritierenden, ganz eigenen Umrissen, deren Existenz ausschließlich aus der Form besteht, einer Mischung aus existierenden und von mir erfundenen Formen.

Womit beschäftigen Sie sich aktuell in Ihrer Arbeit?

Z.Zt. beschäftige ich mit der „Zusammenführung“ der Linolgravuren und Malerei, das bedeutet konkret, mich ein wenig von den ausschliesslich formal strengen Arbeiten zu entfernen; hin zur Verknüpfung von „Organischem“ und „Architektonischem“. Das klingt zunächst formalistisch, hat aber durchaus Bild inhaltiche Konsequenzen. Für mich geschieht hier eine Verknüpfung, machmal eine Verschlingung von Natur/ Organischem und Architektur im weitesten Sinn. Urbanes Leben kommt nicht ohne die Natur aus- aktuelle Trends unterfüttern das – die Sehnsucht der Menschen danach ist groß.

Wie entsteht der Impuls, dass Sie ein bestimmtes Thema künstlerisch bearbeiten möchten?

Meist kommen die Impulse eher spontan, bzw. häufig auch durch bestimmte Materialien oder auch Themen, die an mich herangetragen werden, die eine künstlerische Bearbeitung zur Folge haben. Z.B. bin ich durch eine Schenkung von unterschiedlichen Linolplatten auf dieses Material genauer aufmerksam geworden. Häufig bearbeite ich Themen, die aus unserem reichhaltigen, lebendigen und teilweise chaotischen urbanen Kontext hervorgehen; das können winzige Details sein, die von anderen übersehen werden, aber genau das ist beinhaltet meine künstlerische Arbeit, das Sichtbarmachen von noch so kleinen Momenten, Details und Herkömmlichem.

Wie sieht ein Ateliertag für Sie aus?

Ankommen, Kaffee kochen, schauen, malen, umhängen, malen, soziale netzwerke pflegen, malen. Es hängt sehr davon ab, wieviel Zeit ich zur Verfügung habe, aber grundsätzlich verbringe ich natürlich auch Zeit im Atelier, indem ich einfach dasitze und Bilder auf mich wirken lasse. Dadurch üperprüfe ich immer wieder neu, ob ein Bild fertig ist und Bestand hat oder ob der Malprozess fortgesetzt wird.